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Die Sprachenfrage an finnischen Hochschulen

Internationalität wird an finnischen Universitäten groß geschrieben. Das hat Konsequenzen für die finnische Sprache in Forschung und Lehre.

von MoinMoiNews , 27.08.2018 — 0 Kommentare

© Loïc Fürhoff/Unsplash


Wer als internationaler Studierender an eine finnische Universität kommt, fühlt sich ohne Finnischkenntnisse oft erschlagen, denn neben Fristen, Registrierungsformularen und Studienplänen gilt es, sich zwischen Wortungetümen wie erikoistumisopinnot, opiskelijatodistus und ilmoittautumiskäytännöt zurechtzufinden. Englischsprachige Anweisungen und Lehrangebote erleichtern den Alltag da erheblich. Doch nicht nur in der Lehre, sondern auch in der Forschung hat das Englische an finnischen Universitäten in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Viele Dissertationen etwa erscheinen nicht mehr auf Finnisch, sondern auf Englisch.

Auf dem Gebiet der internationalen Forschung hat das Finnische aus unterschiedlichen Gründen einen schweren Stand. „Es ist ein kleines Sprachgebiet und in vielen Wissenschaftsbereichen erscheinen die wichtigsten und interessantesten Texte auf Englisch“, erklärt Johanna Moisio von der Vereinigung der Wissenschaftler (Tieteentekijöiden liitto) gegenüber Helsingin Sanomat. Auch das Budget der Universität spiele eine Rolle. „Mit Blick auf die Finanzierung werden englischsprachige Publikationen höher gewertet als finnischsprachige. Das hat ebenfalls zur heutigen Situation beigetragen. Forschung und Wissenschaft sind zwar immer international gewesen, doch jetzt hat das Englische merklich an Gewicht gewonnen.“

Das hat mitunter spürbare Konsequenzen für Studierende und Forscher. Im Januar etwa berichtete Suomen Kuvalehti über einen Sprachenstreit an der Universität Helsinki, der sich an der Zusammenfassung einer Dissertation entzündete. Der Student Juha Karvonen beantragte dabei, sowohl die Zusammenfassung als auch die Verteidigung seiner Arbeit auf dem Gebiet der Agrar- und Forstwissenschaften auf Finnisch absolvieren zu dürfen, um ein finnischsprachiges Publikum zu erreichen. Unter anderem aufgrund der geringen Größe der akademischen Kreise mit ausreichenden Sprachkenntnissen, besonders auf einem für Finnland so ungewöhnlichen Forschungsgebiet wie dem von Karvonen behandelten Weinanbau, lehnte die Universität seine Anfrage ab. Die Ansprache eines finnischsprachigen Publikums aber hält auch Moisio für entscheidend. Wenn die Forschung vor allem auf Englisch ablaufe, bleibe der gesellschaftliche Dialog aus. Zwar gibt es immer die Möglichkeit, die Arbeit im Nachhinein ins Finnische zu übersetzen, doch dafür sieht Moisio keine Anreize. „Es bedeutet zu viel Arbeit, zuerst die gesamte Forschung auf Englisch abzuwickeln und dann zu überlegen, wie man die Ergebnisse einem finnischsprachigen Publikum verkauft. Dafür bleibt keine Zeit, und die so entstandenen Veröffentlichungen werden geringer geschätzt als englischsprachige Arbeiten.“

Neben solchen praktischen Problemen hat der verstärkte Einsatz des Englischen auch Auswirkungen auf den Wortschatz des Finnischen. Wird in einem Themenbereich ausschließlich oder überwiegend auf Englisch kommuniziert, kommen finnische Begriffe aus dem Gebrauch oder entstehen gar nicht erst. „In meinem Alltag erlebe ich, dass sich der finnische Wortschatz nicht im selben Maße entwickelt wie der englische“, erzählt Stina Giesecke von der Aalto-Universität gegenüber Helsingin Sanomat. „Im technischen Bereich gibt es aber glücklicherweise noch Fachzeitschriften, die finnische Begriffe verwenden.“

In Bezug auf das Englische und Finnische befinden sich die finnischen Universitäten in einer Zwickmühle. „Aus Sicht der internationalen Studierenden, von denen viele weder Finnisch noch Schwedisch sprechen, gibt es zu wenig Lehrangebote auf Englisch, aus Sicht der finnischsprachigen Forschung zu viele“, erklärt Lauri Linna von der Universität Helsinki gegenüber Helsingin Sanomat.

Dass das Finnische aus den Universitäten verschwinden könnte, ist allerdings nicht abzusehen. „Finnisch hat seinen Stand an den Hochschulen und den muss es auch behalten“, so Moisio. „Das ist von besonderer Bedeutung für den gesellschaftlichen Dialog.“ Birgitta Vuorinen vom Ministerium für Bildung und Kultur erinnert außerdem an den rechtlichen Schutz, den die finnische Sprache als Unterrichts- und Forschungssprache genießt: Die an den Universitäten angestrebte Internationalisierung werde dem Finnischen diesen Status auch in Zukunft nicht streitig machen.

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