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Ausgegrabene Knochen verstorbener Samen finden endlich letzte Ruhe

In Finnland leben rund 10.000 Samen. Mittlerweile haben sie ein eigenes Parlament und ihre Sprache und Kultur sind durch das Gesetz geschützt. Das war aber nicht immer so. Für die Rassenforschung wurden bis in die 1930er immer wieder Überreste von Samen ausgegraben. Ein Teil dieser Knochen wurde an das Sámi-Museum übergegeben, sodass dieses die Verstorbenen endlich würdevoll bestatten konnte.

von Swantje , 13.08.2022 — 0 Kommentare

Die Flagge der Samen. © Thom Reijnders / unsplash

In Finnland, Norwegen, Schweden und Russland lebt die indigene Bevölkerung der Samen. Seit 1995 ist der Status der Samen als indigenes Volk in der finnischen Verfassung verankert. Als solches haben sie das Recht, ihre Sprache und Kultur zu erhalten und weiterzuentwickeln. Für die sprachliche und kulturelle Selbstverwaltung wurde 1996 das Sameting, das Parlament der Samen, gegründet.

Insgesamt gibt es 75.000 bis 100.000 Samen, die meisten davon in Norwegen. In Finnland leben etwa 10.000 von ihnen.

Vor 1995 waren die Samen in Finnland jedoch nicht ausreichend durch das Gesetz geschützt und anerkannt. Im Namen der Rassenforschung gruben Forscher bis in die 1930er Jahre zahlreiche Überreste von Samen aus ihren Gräbern in Inari, Utsjoki und Nellim. Die Forscher untersuchten die Ursprünge von Nationen und teilten Bevölkerungsgruppen anhand ihrer physischen Merkmale ein.

Nach den Gräueltaten der Rassenforschung im Zweiten Weltkrieg wurde sie in Finnland in den 1960er Jahren trotzdem wieder aufgenommen und bis in die 1970er Jahre fortgesetzt. In der Volksschule in Inari wurden unter anderem die Schädel, Körperteile und Gesichtszüge lebender Samen vermessen. Viele erinnern sich, wie sie nackt vor einem ausländischen Forschungsteam stehen mussten, um fotografiert zu werden. Laut der Archäologin und stellvertretenden Direktorin des Sámi-Museums Siida, Eija Ojanlatva, haben Rassenstudien tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis der samischen Gemeinschaft hinterlassen.

Auf der alten Begräbnisinsel in Inari wurden zweimal Ausgrabungen durchgeführt. 1878 wurden 103 Schädel ausgegraben, von denen einige noch immer fehlen. Im Sommer 1934 wurden unter der Leitung eines Professors der Universität Helsinki erneut 69 Gräber geöffnet.

Einige der Knochen wurden zu einem lukrativen Preis auf der ganzen Welt verkauft. Im 19. Jahrhundert sei vor allem mit Schädeln gehandelt worden, erklärt Ojanlatva. Der Preis für einen Samenschädel wurde auf dem Weltmarkt auf 10.000 Mark geschätzt; der Wert des ganzen Skeletts sogar noch siebenmal höher.

Im Juli 1995 gab die Universität Helsinki 95 Schädel zurück, damit sie erneut beerdigt werden konnten. Kurz nach deren Rückgabe entdeckte man in der Sammlung des Instituts für Anatomie jedoch noch 172 weitere Knochen von Samen. Nach einigen Verhandlungen beschloss man, die Knochen dem 1998 gegründeten Sámi Museum Siida zu übergeben, was 2001 in die Tat umgesetzt wurde.

Nun nach jahrelanger Planung und Vorbereitung konnten endlich 140 Überreste der samischen Verstorbenen letztes Wochenende auf den Friedhöfen in Inari, Utsjoki und Nellim beigesetzt werden.

Auf der Begräbnisinsel in Inari waren es die Überreste von 69 Verstorbenen. Nachdem Gebete gesprochen und Reden gehalten wurden, wurden die Särge von Gesang begleitet in die Erde gelassen.

Ojanlatva ist erleichtert, dass die Vorfahren der Inari-Samen endlich ihren Frieden bekommen haben. Ihrer Meinung nach war das Wichtigste an der Wiederbestattung, dass die Menschenwürde, die den Verstorbenen genommen wurde, wiederhergestellt wurde.

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