Das war die DFG-Bundeshauptversammlung - aus der Podiumsperspektive
Marko Pantermöller berichtet aus der Perspektive als Versammlungsleiter von zwei Tagen Zusammenkunft, Austausch, Abstimmung und mehr, zu denen Delegierte aus allen Ecken Deutschlands am Himmelfahrtswochenende 2023 zur Bundeshauptversammlung der DFG nach Leverkusen kamen.
von SusanneT , 17.06.2023 — 0 Kommentare
Text: Marko Pantermöller
Hinweis: Der Bericht erscheint in gedruckter Form in "Revontulet", den Landesnachrichten aus den DFG Landesvereinen Berlin-Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt
Am Wochenende des 20. und 21. Mai 2023 strömten delegierte
Finnland-Aktive sowie Referent*innen und Vorstandsmitglieder der DFG aus allen
Himmelsrichtungen nach Leverkusen, wo die gastgebende DFG Nordrhein-Westfalen
alles für das alle drei Jahre stattfindende Treffen im Leverkusener Forum
vorbereitet hatte.
Wie üblich fand vor Beginn der großen Delegiertenkonferenz
am Sonnabendvormittag noch die Bundesarbeitstagung statt, die die
Verantwortlichen der Landesvereine auf die Tagesordnung der BHV einstimmte und
ausreichend Raum für einen vorbereitenden Austausch bot. Nach der Mittagspause
begann dann die Akkreditierung der gut 80 Delegierten.
Zum Versammlungsauftakt
folgten der Begrüßung durch die Bundesvorsitzende Mari Koskela honorige und
pointierte Grußworte der zweiten Leverkusener Bürgermeisterin Heike Bunde, des
finnischen Gesandten Pasi Pöysäri sowie des Honrarkonsuls Prof. Dr. Jürgen
Kluge. Schon bald fiel auf, dass die Reden kaum inhaltliche Überschneidungen
aufwiesen und straff gegliedert waren. Honorarkonsul Kluge ließ dann
schließlich augenzwinkernd und zur Erheiterung der Anwesenden die Katze aus dem
Sack und deutete an, dass die energische BHV-Organisatorin Elfi Heuer darum
gebeten habe, sich möglichst kurz zu fassen. Die bestens über die Arbeit der DFG
und ihren Stellenwert informierten Redner*innen trugen maßgeblich zu einem sehr
würdevollen Auftakt der BHV bei.
Das formale und vereinsrechtlich entscheidende Arbeitsprogramm der BHV wurde dann mit der Wahl der Versammlungsleitung aufgenommen. Nach Leipzig 2017 und Wiesbaden 2021 wurde mir nun in Leverkusen zum dritten Mal die Ehre zuteil, diese Aufgabe zu übernehmen und so auch unseren Landesverband, der nur einen Delegierten entsenden darf, auf der BHV ein klein wenig sichtbarer zu machen.
Nach Informationen zu einigen Formalia der Geschäftsordnung,
äußerte ich bereits einleitend den Wunsch, die gründlichen Beratungen zu den
einzelnen Tagesordnungspunkten möglichst straff gestalten zu dürfen, denn
nichts wäre ungünstiger, als am Ende unter Zeitdruck zu geraten. Mein für den
Sonnabend angepeiltes Etappenziel erreichten wir jedoch nicht ganz, da ich den
zeitlichen Bedarf für den retrospektiven Austausch über das erfolgreiche
DFG-Großprojekt Saunawassermarathon unterschätzt hatte.
Das Minimalziel, zumindest
mit einem nach umfänglichen Berichten entlasteten Bundesvorstand in das Abendprogramm
zu gehen, erreichten wir hingegen so rechtzeitig, dass wir den in der Regel
kürzeren Tagesordnungspunkt „Berichte aus den Landesvereinen“ noch auf den
Sonnabend vorziehen konnten. Spontan entschied ich mich, zu diesem
Berichtspunkt mit dem Mikrofon durch die Reihen der Delegierten zu gehen, und
die Landesverbandsvorsitzenden reihum zur Ergänzung der zumeist schriftlich
eingereichten Berichte zu interviewen. Diese etwas lebendigere Variante machte
zumindest mir großen Spaß und ließ wohl kaum jemanden merken, dass wir die für
Samstag geplante Tagungszeit nun doch etwas überschritten hatten.
Als Übergang zwischen formaler Sitzung und unterhaltsamem Abendprogramm kürte ich spontan noch den lustigsten Versprecher des ersten Sitzungstages, demzufolge das Wasser für den Saunawassermarathon in Tampere nicht geschöpft, sondern gezapft (!) worden sei. Über den Versprecher des zweiten Tages hüllen wir an dieser Stelle den Mantel des Schweigens, denn der ging auf meine Kappe.
Nach dem Abendprogramm mit karelischer Musik und finnischem
Bingo standen am Sonntag zwei sehr wichtige Tagesordnungspunkte auf dem
Programm: Die Änderung der DFG-Satzung und die Wahl des neuen Bundesvorstands.
Die erste Formulierung von Änderungsbedarfen zur DFG-Satzung ging bereits auf
die BHV in Leipzig 2017 zurück. Nun stand das Thema schon zum dritten Mal auf
der Tagesordnung.
Nach gründlicher Vorbereitung durch das Referat für Satzungsfragen, zuletzt unter der Leitung des Wahlniedersachsen und gebürtigen Mecklenburgers Martin Hadler, bestand nun in Leverkusen die echte Chance, nach dem Saunawassermarathon auch den „Satzungsmarathon“ zu einem erfolgreichen Ende zu führen. Martin führte in das Thema ein und sodann gingen wir die Satzung Paragraf für Paragraf durch. Ich moderierte diesen Tagesordnungspunkt vom Saal aus und im Stehen, um einen sicheren Blick auf die Großprojektion des Textes hinter den Präsidiumstischen zu haben. Nach zahlreichen Erläuterungen und der wiederholten Frage, ob zu einzelnen Punkten ein Zwischenabstimmungsbedarf bestehe, war es dann soweit: Die Bundeshauptversammlung stimmte mit überwältigender Mehrheit für die Annahme der Satzungsänderung. Das war Anlass genug für einige bewegte Dankesworte der Bundesvorsitzenden, die der im Saal spürbaren Erleichterung und Einigkeit Ausdruck verliehen.
Die Nominierung und Vorstellung der Kandidat*innen für den
neuen Bundesvorstand führten wir dann direkt im Anschluss noch vor der
Kaffeepause durch. So ergab sich die Möglichkeit, die drei Bewerberinnen auch
noch mal bei einer Tasse Kaffee persönlich anzusprechen. Die Wahl erfolgte
sodann in geheimer Abstimmung, wobei sowohl Mari Koskela als 1. Vorsitzende,
Marianne Sinemus-Ammermann als stellvertretende Vorsitzende und Alexandra
Bernhard als stellvertretende Vorsitzende und Schatzmeisterin überzeugende
Abstimmungsergebnisse einfuhren.
Nach Gratulation und Fototermin wurden noch die neuen Revisor*innen gewählt, bevor Martin Hadler als Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen die Delegierten auf Hannover als möglichen Tagungsort 2026 einstimmte. Martins Präsentation ließ keine Fragen offen, so dass Hannover einstimmig zum nächsten Versammlungsort der BHV gewählt wurde. Vor dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ bat der neue Bundesvorstand um eine kurze Beratungspause, während Hubert Kleine unterdessen, der nach 15 Jahren Schatzmeistertätigkeit nicht erneut kandidiert hatte, aus dem Saal geführt wurde. Sodann stellte der frisch gewählte Bundesvorstand den Antrag, Hubert Kleine für seine verdienstvolle Tätigkeit zu einem der Ehrenvorsitzenden der DFG zu ernennen. Nachdem ich aus formalen Gründen die Dringlichkeit des Antrags durch die Versammlung absegnen ließ, erfolgte der einstimmige Beschluss im Sinne des Antrags. Der „vermeintliche Delinquent“ wurde wieder der im Saal sitzenden Versammlung „vorgeführt“, und es war mir eine große Freude, ihn über den ehrenvollen Beschluss der BHV zu informieren. Sichtlich gerührt griff Hubert zum Mikrofon und bedankte sich für die hohe Ehrung und auch für das passende Geschenk, das in konspirativer Abstimmung mit Huberts Familie ausgewählt worden war.
Das am Ende der Tagungsordnung stehende Schlusswort des Versammlungsleiters fiel mit zwei Sätzen, in denen er den Delegierten für die hervorragende Versammlungsdisziplin dankte, rekordverdächtig kurz aus. So blieb dem Bundesvorstand umso mehr Raum, allen, die zum hervorragenden Gelingen der Bundeshauptversammlung beigetragen haben, mit Worten und Präsenten ausführlich zu danken. Hierzu zählten die Organisatoren*innen, die Stimmenzähler*innen, die Mitglieder und Referent*innen des Bundesvorstands, die superschnellen Protokollant*innen und auch der Versammlungsleiter.
Als ich mir nach Abschluss der Versammlung vor dem Leverkusener Forum eine Zigarette anzündete und der Adrenalinspiegel Zug um Zug sank, wurde mir bewusst, dass die ehrenvolle Aufgabe der Versammlungsleitung doch auch ein wenig Kraft gekostet hatte. Der Blick auf die Uhr verriet, dass wir zwei Stunden früher fertig waren als maximal geplant. Und das war auch gut so, denn nur die spontane Wahl früherer Zugverbindungen ermöglichte es vielen Delegierten angesichts eines heraufziehenden Bahnchaos, noch am gleichen Tag ihre Heimatorte zu erreichen. Mir als Weitgereistem war dies leider nicht ganz vergönnt. Zu Mitternacht war ich noch 100 km von meinem Zielbahnhof entfernt, in Gedanken noch immer bei der spannungsfreien und reichhaltigen Bundeshauptversammlung.
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