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Rezension: Petra Rautiainen: Land aus Schnee und Asche

Land aus Schnee und Asche von Petra Rautiainen erschien im letzten November im Insel Verlag. Lesen Sie hier die Rezension aus der Deutsch-Finnischen Rundschau.



von dfgliest , 16.05.2022 — 0 Kommentare

Petra Rautiainen: Land aus Schnee und Asche © Insel Verlag

Enontekiö, September 1944. Der Krieg ist aus. So endet der Debütroman der jungen ostfinnischen Autorin Petra Rautiainen, von Tanja Küddelsmann gut ins Deutsche übertragen.
 
Die Historikerin und Kulturwissenschaftlerin Rautiainen hat über die mediale Repräsentation der Sámi promoviert und wagt sich nun an die literarische Bearbeitung des dunkelsten Kapitels finnisch-deutscher Geschichte: die Waffenbrüderschaft der Finnen und der deutschen Wehrmacht im dritten Reich gegen Russland im sogenannten Fortsetzungskrieg (1941-1944), deren Aufkündigung und den Rückzug der deutschen Truppen aus Lappland mit einer breiten Spur von Zerstörung und verbrannter Erde.
 
Nichts ist aus im September 1944. Nicht nur, dass ja der Lapplandkrieg noch bis 1945 weiter geht – die Geschichte wohnt in den Heldinnen und Helden des Romans weiter, Geheimnisse warten darauf, ans Licht zu kommen, Ängste, Identitätsverluste, Schuld und Schrecken können nicht einfach vergessen, verleugnet werden, so gern viele der Figuren das wollen. Rautiainen, ausgezeichnet mit dem Savonia-Literaturpreis, verwebt zwei Zeitstränge miteinander, wobei zwischen beiden nur wenige Jahre liegen.
 
Väinö Remes, finnischer Militärbeamter und als Dolmetscher abkommandiert, schildert tagebuchartig das Leben rund um ein Gefangenenlager der Deutschen bei Inari im Jahr 1944. Alternierend werden die Jahre 1947 bis 1950 in Nordwestfinnland gespiegelt. Hier sind die Protagonisten das sámische Mädchen Bigga und ihr Großvater Piera sowie die Journalistin und Fotografin Inkeri, angereist angeblich, um den Wiederaufbau des durch den Krieg verwüsteten Lappland zu dokumentieren, dahinter aber auch auf der Suche nach ihrem im Krieg verschwunde­nen Mann, der selbst als Gefangener im Lager gelistet war. Und so treffen frühere Wehrkumpane, Schicksale, Handlungen finnischer Kollaborateure, die inzwischen strafbewehrt wären, wieder aufeinander – denn nach dem Krieg werden die Trümmer des Lagers entdeckt und damit Fragen und mögliche Antworten frei.
 
Die Autorin schreibt in einer schnörkellosen, manchmal sachlich und fast kühl wirkenden Sprache, ein gutes Transportmittel für hoch emotionale, ja verstörende Bilder wie eben der Verwüstung Lapplands durch die Deutschen. Auch wenn sie an manchen Stellen das Leid der Tiere und nicht direkt der Menschen beschreibt, lässt das schaudern. Da helfen die schönen, fast lyrischen Schilderungen der freien, weiten Landschaft, von Schnee und Wind, Kälte und wärmendem Feuer, von zurückkehrenden Vögeln und ziehenden Rentieren nur bedingt. Da hilft die Liebesgeschichte zwischen Väinö und Saara, einer Handauflegerin und heilkundigen Frau im Lager, nicht wirklich hin­aus. Saara hat sámische Wurzeln – und gehört damit für die Nationalsozialisten zu einer der so bezeichneten unwerten Rassen. Am nachdenklichsten stimmt sicher, was wir auch in Deutschland gut kennen: dass solche menschenverachtenden Urteile mit dem Krieg nicht vor­übergehen. Und so müssen die Sámi weiter bangen darum, als gleichwertige Menschen im neuen Staat Finnland Anerkennung zu finden.

Petra Rautiainen: Land aus Schnee und Asche. Tuhkaan piirretty maa. Aus dem Finnischen von Tanja Küddelsmann. Insel Verlag 2021. 300 Seiten. ISBN 978-3-458-17942-9. 22 Euro. Eine Rezension aus der Deutsch-Finnischen Rundschau 192 von Jessika Kuehn-Velten.

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