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Rezension: René Nyberg: Der letzte Zug nach Moskau

Im Februar erschien beim dtv Der letzte Zug nach Moskau von dem ehemaligen Botschafter Finnlands in Deutschland René Nyberg. In dem Buch bekommt der Leser einen persönlichen Einblick in Nybergs Familiengeschichte.
Lesen Sie hier die Rezension in der Juni-Ausgabe der Deutsch-Finnischen Rundschau vom Chefredakteur Siegfried Breiter.

von dfgliest , 21.06.2019 — 0 Kommentare

René Nyberg: Der letzte Zug nach Moskau © dtv

René Nyberg war von 2004 bis 2008 Botschafter Finnlands in Deutschland und zuvor vier Jahre in Moskau. Diese Information über den Autor sowie der Buchtitel lassen einen Blick hinter die Kulissen der Politik und Diplomatie erwarten. Titelbild und Untertitel Zwei Freundinnen, zwei Schicksale, eine jüdische Familiengeschichte scheinen dieser Erwartung zu widersprechen. Tatsächlich ist das Buch eine Verknüpfung von beidem und gewährt darüber hinaus einen sehr persönlichen Einblick in René Nybergs familiären Hintergrund.

Auslöser für die Beschäftigung mit seiner Familiengeschichte war eine Notiz, die Nyberg im finnischen Außenministerium über sich selbst fand: „Mutter Jüdin, aber hat die Deutsche Schule besucht.“ Diesem Sachverhalt ist auch gleich das erste Kapitel mit der Überschrift Das Geheimnis unserer Familie gewidmet. Und der Leser erfährt im Folgenden mehr über das Schicksal von Nybergs Mutter Fanny, die wegen ihrer Heirat mit dem Christen Bruno Nyberg von ihrer eigenen Familie verstoßen wurde.

„Die Arbeit an diesem Buch führte mich in eine Welt hinein, die ich schlecht kannte“, schreibt Nyberg, und so mag es den meisten Lesern nun ebenfalls ergehen: Das Buch führt sie in eine Welt, die sie kaum kennen – das Judentum.

Die zweite Hauptfigur ist die in Riga aufgewachsene Maria Jungmann, genannt (Tante) Mascha, Fanny Nybergs Cousine. Ihre Geschichte führte zum Titel des Buches, denn Mascha konnte 1941 mit Mann und Tochter mit dem letzten Zug nach Moskau entkommen, zwei Tage vor dem Einmarsch der Deutschen. An Maschas Lebensweg, der über Sibirien zurück nach Riga, weiter nach Israel und zuletzt nach West-Berlin führte, wird stellvertretend die Geschichte der Ost­juden vorgestellt, die in unzähligen anderen Fällen durch die mörderische Rassen­ideologie Nazi-Deutschlands und seiner Handlanger mit dem Tod endete.

Faktenreich berichtet Nyberg und auch wenn er die berührenden Schicksale seiner Angehörigen erzählt, bleibt er in seinen Ausführungen doch stets sachlicher Beobachter.

Dieses bemerkenswerte Buch ist nicht das erste, das (jüdische) Familienschicksale während des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte beschreibt. Doch es bringt viele Zusammenhänge und Erkenntnisse darüber, was sich im Ostseeraum, insbesondere in Finnland und in den baltischen Ländern, in jener Zeit zugetragen hat. Absolut lesenswert!

René Nyberg: Der letzte Zug nach Moskau. Viimeinen juna Moskovaan. Aus dem Finnischen von Angela Plöger. dtv 2018, 240 Seiten. ISBN 978-3-423-28173-7, 22 Euro. Eine rezension aus der Deutsch-Finnischen Rundschau 181 von Siegfried Breiter.

Ergänzend sei auf das Buch Und im Wienerwald stehen noch immer die Bäume. Ein jüdisches Schicksal in Schweden von Elisabeth Åsbrink hingewiesen, das 2011 mit dem renommierten schwedischen Augustpriset ausgezeichnet wurde und weite­re Literaturpreise erhalten hat. Es endet mit dem Satz: „[...], weil die jüdische Abstammung der Familie ein Geheimnis bleiben musste“.

 

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